Manche Mitglieder der Landesvereinigungen wunderten sich, dass sie nach der Corona- Umfrage im Jahr 2022 noch eine – und dieses Mal eine „technische“ – Umfrage zur BIM-Methode von der BSVI erreichte.
„Wer fragt, der führt“ – das wusste schon Sokrates
Heute sind Fragen für eine Positionierung, bei der Meinungsbildung und in Veränderungsprozessen unerlässlich, denn Führung beginnt nicht mit Ansagen, sondern mit den richtigen Fragen. Doch warum befragt die BSVI ihre Mitglieder?
Mit über 15.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren zählt die BSVI zu den größten Ingenieursverbänden in Deutschland und hat damit eine Position und Gewicht in technischen und berufsständigen Fragen. Und dieses Potenzial soll künftig mehr als in der Vergangenheit genutzt werden. Die Corona-Umfrage befasste sich mit dem Umgang der Einschränkungen durch die Pandemie und mit ihren Auswirkungen und Veränderungen auf unser Arbeitsleben. Wie wir als Branche mit einer Pandemie umgehen sollten, das war zu Beginn der Pandemie unbekannt, denn niemand hatte entsprechende Erfahrungen.
Mit den Fragen, den vielen Antworten sowie mit den unterschiedlichen Lösungsansätzen wurde deutlich, dass viele der Befragten den gleichen Herausforderungen gegenüberstanden. Für unterschiedlichste Ansätze konnten Lösungen aufgezeigt sowie Forderungen gegenüber der Politik formuliert und umgesetzt werden. Gemeinsam hat sich unsere Branche positioniert, neu aufgestellt – und wir haben bereits viele tradierte Abläufe verändert. Die Pandemie war also nicht nur für Einzelne eine große Herausforderung, sondern es wurden viele Veränderungen in der eigenen Organisation angestoßen und zweckmäßige Veränderungen im Gesamtprozess der Aufgabenerledigung in unserer Branche schnell umgesetzt. Dies war mitentscheidend dafür, dass wir gut durch die Zeit der Pandemie gekommen sind.
Und warum nun eine Umfrage zur BIM-Methode?
Die BIM-Methode stellt einen Paradigmenwechsel in unserer Arbeit dar. Manche sehen in der BIM-Methode eine Möglichkeit zur Planungsbeschleunigung. Dieses ist jedoch bei weitem nicht der einzige Aspekt. Andere nehmen die Entwicklungen dieser Arbeitsmethodik möglicherweise nicht ernst oder vertreten die Einschätzung, dass das eigene Betätigungsfeld hiervon nicht betroffen ist. Doch dies ist unzutreffend.
Unsere Branche mit Verwaltung, Ingenieurbüros, Baufirmen und Wissenschaft ist derzeit sehr unterschiedlich aufgestellt. Jede Sparte hat unterschiedlich weit die eigenen Prozesse bereits umgestellt. Die Ergebnisse der Umfrage dokumentieren den unterschiedlichen Stand der Umsetzung der BIM-Methode in unseren verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Wir sind gemeinsam gestartet, aber der Weg ist lang und das gemeinsame Ziel noch lange nicht erreicht.
Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse auf dem Straßenverkehrskongress 2022 in Dortmund und auf der BSVI-Homepage entstanden ein reger Austausch und eine offene Diskussion mit denjenigen, die technisch, wissenschaftlich und organisatorisch den Umstellungsprozess begleiteten.
Spannend war der Vergleich der Branchen untereinander und zeigte gleichzeitig die unterschiedliche Selbst- und Fremdwahrnehmung. Wobei die Bauwirtschaft nach eigenen Aussagen am weitesten vorbereitet zu sein schien. Keine Branche hielt sich jedoch für ausreichend kompetent, denn nirgendwo war die Arbeitsweise bereits die Regelarbeitsweise. Viele Vorhaben befanden sich als BIM-Projekte erst in der Pilotphase. Die kommunalen Projekte und die innerstädtischen Verkehrsräume standen dabei nicht im Fokus. Betrachtet man den Gesamtprozess im Lebenszyklus einer Straße, bei dem die Vorteile der BIM-Methode erst vollständig zum Tragen kommen, fehlte mit Stand 2022 der Übergang der Daten bzw. der Informationsfluss zur Betriebsphase.
Durch diese Umfrage wurde nicht nur den Beteiligten, sondern auch den organisatorisch Verantwortlichen aller Branchen der Stand ihres Tätigkeitsfelds deutlich. Die Personalverantwortlichen in den Verwaltungen, Ingenieurbüros und Firmen müssen die Wünsche ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Fortbildung und Qualifizierung bedenken. Es sind in allen Branchen und in allen Organisationen (ob groß oder klein) alle Beteiligten zu integrieren damit im Neubau, bei der Erneuerung sowie beim Erhalt der Infrastruktur und bei dem Betrieb von Verkehrsanlagen der vollständige Prozess abgebildet werden kann.
Die Umstellung einfordern – damit sie gelingt
Auch die vielen anderen Fachgebiete, wie beispielhaft die Geotechnik, die Umwelttechnik oder das Baumanagement, die im „Gesamtprozess Straße“ bedeutsam sind, müssen in den Ablauf mit der BIM-Methode integriert werden. Mit der BIM-Methode wird eine Datenhaltung, der digitale Informationsfluss als Basis unserer Arbeit immer wichtiger. Hier sind erkennbar IT-Experten gefragt. Maßgeblich für ein Gelingen des Paradigmenwechsels ist, dass der Auftraggeber dabei die Umstellung auf die BIM-Methode einfordert.
Mobilität – wie auch das Arbeiten mit der BIM-Methode – ist immer ganzheitlich zu denken. Mit den Ergebnissen der Umfrage kann jeder Beteiligte den eigenen Stand kritisch hinterfragen und sich für die anstehenden Veränderungen positionieren und vorbereiten. Wer fragt der führt – und führt so das Konzept der BIM-Methode aktiv und sicher zum Erfolg.