Auch in Zukunft begehrt: Ingenieure planen und bauen den Weg ins Morgen
Bau- und Verkehrsingenieur*innen gestalten Verkehrsräume auf dem Land und in der Stadt und berücksichtigen dabei vorhandene Flächen sowie alle vorhandenen Nutzungsansprüche. Sie entwickeln verkehrsmittelübergreifende Konzepte, planen, bauen und erhalten die Verkehrsinfrastruktur für alle Verkehrsteilnehmer*innen, beraten Entscheidungsträger*innen in verkehrsplanerischen Fragen und stehen auch bei Bürgerbeteiligungen Rede und Antwort. Künftig wird hier vermehrt die Erneuerung und der Ersatz des häufig maroden Bestands im Fokus der Arbeit stehen. Hierzu kann an ausgewählten Stellen auch der Rückbau von Verkehrsanlagen gehören, wo Verkehrsprognosen oder auch der gesellschaftliche Wandel und die globalen Herausforderungen dies erfordern.
In den kommenden Jahren steht zudem die Frage im Raum, welchen Anteil die Verkehrsplanung und auch die bauliche Umsetzung einzelner Projekte auf dem Weg zu einer klimaneutralen Mobilität leisten kann. Kurz gesagt: Ohne Bau- und Verkehrsingenieur*innen wird die überall diskutierte Verkehrs- bzw. Mobilitätswende nicht funktionieren. Sie sind hierfür unverzichtbar und damit stets gesucht. Für Berufseinsteiger*innen stehen damit aktuell und auch in der Zukunft spannende Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten auf der Agenda, um einen kleinen oder auch größeren Beitrag zu einer lebenswerteren Zukunft für uns alle zu leisten.
Sinkende Zahlen – trotz passender Inhalte?
Was Studierenden oft fehlt
Trotz dieser für Studienanfänger*innen spannenden und herausfordernden Zukunftsperspektiven sinken vor allem in den Ingenieurwissenschaften die Zahlen der Studierenden von Jahr zu Jahr. Viele Studienplätze werden nicht besetzt, die Auslastung der Studiengänge geht zurück, in den Hörsälen bleiben viele Plätze frei. Studierende fühlen sich nur bedingt von den fachlichen Inhalten angesprochen. Aktuelle Befragungen von Studierenden zeigen, dass hier vor allem die Themen Nachhaltigkeit, zukunftsorientiertes Denken oder auch neue technische Innovationen und Entwicklungen vermisst werden – und daher mehr als bisher in den Vordergrund gestellt und bei der Ausbildung berücksichtigt werden sollten.
Dabei ist der Schutz der Natur und auch die Entwicklung und Integration innovativer Bauverfahren schon immer ein wesentliches Ziel der Arbeit von Ingenieur*innen. Welche Flächen mit Verkehrswegen und -bauwerken in Anspruch genommen werden können und wo Natur und Landschaft absoluten Vorrang haben, diese Untersuchung ist essenzieller Bestandteil jeder Planung und Realisierung von Verkehrsprojekten. Insofern liegen die aktuell von den Studierenden geäußerten Anforderungen bzw. Wünsche der Studierenden und die tatsächliche Arbeit von Bau- und Verkehrsingenieur*innen nicht weit auseinander. Aber es bedarf vielfach einer schnelleren Anpassung ausgewählter Studieninhalte an die Berufspraxis, um mehr als bisher die neuen Herausforderungen und Spannungsfelder zu adressieren. Die Integration und auch die Diskussion der Inhalte zur Anwendung und Weiterentwicklung der FGSV-Veröffentlichungen im Bereich Verkehr zur Erreichung der Klimaschutzziele oder auch geänderte Beteiligungsprozesse und -formate seien an dieser Stelle als nur zwei Beispiele genannt.
„Praxisschock“ nach Studienabschluss – Eine Chance für das Verbandsengagement
Häufig fühlen sich Absolvent*innen nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums nur bedingt für den Berufsalltag qualifiziert, um an den Lösungen der globalen Herausforderungen mitzuarbeiten und hier einen Beitrag leisten zu können. Auch dieser „Praxisschock“ nach dem Ende des Studiums ist kein neues Phänomen. Lebenslanges Lernen ist nicht nur bei Bau- und Verkehrsingenieur*innen erforderlich und die Basis für gute und erfolgreiche Arbeit. Die BSVI vernetzt die VSVI-Landesvereinigungen für berufsständige Fragen. Auch dieses Potenzial müssen wir mehr als in der Vergangenheit nutzen. Auf der einen Seite, um die Absolvent*innen bestmöglich durch praxisorientierte Fort- und Weiterbildung anzusprechen und auf der anderen Seite, um durch Vorträge, Gespräche und Diskussionen über unser aller Arbeit auch die Bedeutung dieser Zusammenarbeit schätzen zu lernen und sich hier zu engagieren. Denn auch in den VSVI‘en werden es immer weniger Mitglieder.
Wir alle sind gefragt – Wer sich äußert, wird interessant
Um die jungen Menschen (nicht nur die Studienanfänger*innen) mehr als bisher für unsere Tätigkeiten zu interessieren und zu begeistern, sind wir alle gefragt: Wo auch immer. In Schulen und Ausbildungsstätten, um junge Menschen für ein Praktikum zu gewinnen. In den Universitäten und Hochschulen, um Studienanfänger*innen nach dem Grundlagenstudium für unsere Fachrichtungen zu interessieren. Oder auch in der „Jungen VSVI“, um über die Arbeit im Berufsverband zu informieren. Und um die Ideen der jungen Ingenieur*innen zu nutzen, um hier in die Jahre gekommene Strukturen zu hinterfragen und an neue Anforderungen, Medien und Wertvorstellungen anzupassen.
Oder werben wir mehr bei Gesprächen im Freundeskreis, wenn mal wieder über Straßenumbauten, Sperrungen, Staus oder auch den zu teuren ÖPNV diskutiert wird. Auch hier können wir interessieren, indem wir zuhören und hier und da die „Verkehrsexperten“ etwas aufklären – die kleinen Probleme in den richtigen Kontext stellen und Lösungsansätze aufzeigen. Wir alle können daran mitwirken, dass wir wieder mehr Bau- bzw. Verkehrsingenieur*innen bekommen. Wir sollten sofort starten bzw. weitermachen – unabhängig von Gipfeln, runden Tischen, Initiativen, Erklärungen und Kampagnen – damit, Menschen zu begeistern für das, was wir täglich tun