Leitfaden für flächensparende Verkehrsplanung

Arbeitskreis Flächenverbrauch

Markus Brockmann
Leiter Arbeitskreis Flächenverbrauch

Seit Jahren sehen wir Straßenbau- und Verkehrsingenieurinnen und -ingenieure uns mit Vorwürfen konfrontiert, dass wir Land verbrauchen würden für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen. Bereits in den 1980er Jahren wurde die Zunahme an Siedlungs- und Verkehrsflächen von der Politik als Problem erkannt. Der Anteil beträgt mittlerweile 14,5 Prozent unserer Landesfläche – mit steigender Tendenz. Die weitere Zunahme soll bis 2030 auf 30 Hektar pro Jahr gebremst werden.

In den Planungsprozessen wollen wir mit dem Thema Flächenverbrauch konstruktiv umgehen und in Diskussionen gut argumentieren können. Dazu erarbeiteten wir einen Leitfaden, der uns Argumente an die Hand liefert und auch Wege aufzeigt, wie wir flächenschonend planen können. Darüber hinaus ist es auch unsere Aufgabe, die politische Zielsetzung, weniger Fläche in Anspruch zu nehmen, aufzugreifen.

Das Thema Flächenverbrauch – oder besser gesagt Flächeninanspruchnahme – ist durchaus vielschichtig und komplex. Es hat Bezüge zu weiteren wichtigen politischen Zielsetzungen, wie Verkehrswende und Klimaschutz. Und wir müssen auch das Ziel Vision Zero, sprich Null Verkehrstote, mit einbeziehen.
Im Kern geht es darum, dass auf der einen Seite der Naturraum oder naturnaher Raum erhalten bleiben soll und auf der anderen Seite unterschiedliche Nutzungen mit Flächenbedarfen unserer Gesellschaft bestehen. Die unterschiedlichen Nutzungen konkurrieren um die Flächen miteinander. Hier liegen die eigentlichen Konflikte, die es in Planungsprozessen aufzulösen gilt.

Der Leitfaden setzt sich sowohl mit dem Neubau und der Erweiterung von Straßennetzen, als auch mit dem Um- und Ausbau im Bestand auseinander. Straßen ­außerhalb bebauter Bereiche und Straßen in Siedlungsgebieten werden gesondert betrachtet. Wichtigstes Ziel ist es, die Chancen im sparsamen Umgang mit Flächen aufzuzeigen, Grenzen des Machbaren auszuloten und gute Argumente für die Diskussionen mit allen relevanten Gruppen zu liefern.

Ausgangspunkt der Überlegungen sind die technischen Regelwerke. Auf der Grundlage der Richtlinien zeigen wir an Praxisbeispielen auf, wo Spielräume sind, um sparsam mit den benötigten Flächen umzugehen. Hier muss unbedingt übergreifend und ganzheitlich gedacht werden. Das ist letztlich notwendig, um das politische Ziel eines verlangsamten Zuwachses an Siedlungs- und Verkehrsflächen oder sogar dessen Stoppen erreichen zu können.

Wenn eine neue Straße geplant und gebaut wird, sollte das gesamte betroffene Straßen- und Wegenetz in die Planungen mit einbezogen, hinterfragt und neu geordnet werden. Die zusätzlich benötigten Flächen für die neue Straße müssen vorrangig aus dem Bestand erwirtschaftet werden. Das müssen nicht zwangsläufig Verkehrsflächen sein. Flächenrecycling muss vor Neuinanspruchnahme stehen. Und letztlich müssen alle Potenziale der Ausgleichs- und Ersatzflächen ausgeschöpft werden.
Am Ende des Leitfadens werden auch Forderungen an die Politik formuliert.