Zehn Jahre Deutscher Ingenieurpreis

Straße und Verkehr

Jürgen Abs
Leiter Arbeitskreis Ingenieurpreis 2010 - 2019

Die recht geringe Anzahl der Einreichungen bei der Preisauslobung im Jahr 2010 machte es deutlich: Der BSVI-Preis hatte seine Strahlkraft verloren. Die 50-Jahrfeier der BSVI in 2013 vor Augen, reifte der Entschluss, alles rund um den Preis auf den Prüfstand zu stellen.

Ein Arbeitskreis mit neuen Handelnden wurde eingerichtet, um die Gründe für die zurückgegangenen Teilnahmezahlen zu analysieren, und um Faktoren herauszuarbeiten, wie die Popularität des BSVI-Preises wieder gesteigert werden kann. Dazu gehörten insbesondere

  • ein wiedererkennbarer und prägnanter Name,
  • ein regelmäßiger Preis, auf den sich jeder bewerben kann,
  • feste Partner, die gegebenenfalls finanziell sowie ideell unterstützen und als Multiplikatoren fungieren,
  • eine feste Veranstaltung zur Preisverleihung.

Alleine für den Namen gab es etliche Ideen. Man einigte sich auf „Deutscher Ingenieurpreis Straße und Verkehr“. Eine Bezeichnung, die nicht allzu lang ist und unsere Profession und den Vereinigungszweck (Straßenbau und Verkehr) der Landesvereinigungen sowie der BSVI im Namen enthält. Die Regelmäßigkeit ließ sich mit einem zweijährigen Turnus leicht erreichen. Und schnell wurde deutlich, dass es mehrere gleichbleibende offene Kategorien braucht. Sie sollten niemanden ausschließen und das Spektrum des Straßenwesens abdecken. Drei Kategorien wurden schließlich ausgelobt. Sie werden den Herausforderungen in unserem Berufsleben gerecht: Baukultur, Verkehr im Dialog und Innovation.

Die Kategorie „Baukultur“ sollte nach planerischen Qualitäten wie Gestaltung, räumliche Einbindung oder Nachhaltigkeit inner- wie außerorts suchen. Besondere Prozesse der Bürgerbeteiligung und der Projektkommunikation waren als Reaktion auf die damals gestiegenen Herausforderungen im Umgang mit der neuen Öffentlichkeit in der Kategorie „Verkehr im Dialog“ vorgesehen. Die Kategorie „Innovation“ schließlich steht für Neuerungen im Bereich Straße und Verkehr, die insgesamt ein großes Potenzial für die Zukunft bieten.

Feste Partner waren schnell gefunden. Wie zuvor schon beim BSVI-Preis übernahm das Bundesverkehrsministerium die Schirmherrschaft und beteiligte sich über eine Förderung durchaus nennenswert an den Kosten. Verbände, Vereine und Kammern halfen uns bei der Auslobung des Preises als ideelle Partner und Multiplikatoren.
Um die Eingangsschwelle zu senken, wurde der Wettbewerb in zwei Phasen gegliedert.

Eine erste Phase mit geringem Aufwand für die Einreichenden: In dieser Phase sollten die Besonderheit des Beitrags in Planungsansatz, Zweckerfüllung und – wenn erfolgt – Ausführungsqualität in einem kurzen beschreibenden Text mit bis zu zwei A3-Plänen oder einer Präsentation herausgearbeitet werden. Aus den eingereichten Bewerbungen nominiert eine BSVI-Jury drei Wettbewerbsbeiträge pro Kategorie.

In der zweiten Wettbewerbsphase waren die Nominierten aufgefordert, ihre Beiträge in einer umfangreicheren Darstellung zu präsentieren. In der zweiten Wettbewerbsphase entschied eine Jury, mit namhaften Persönlichkeiten aus der breiten Fachöffentlichkeit besetzt, über Preisträger beziehungsweise Preisträgerin je Kategorie.

Der Weg zur Preisskulptur

Blieb noch der „Gewinn“. Der Preis sollte weiterhin ideell ausgelobt werden, aber die Preisträger und Preisträgerinnen jeder Kategorie eine speziell gestaltete Preisskulptur erhalten. Die Entwicklung oder selbst die Definition von Parametern einer neuen Preisskulptur fiel dem Arbeitskreis schwer. Es gab einige Ideen, wie man vorgehen und wer uns weiterhelfen könnte. Letztendlich war die Lösung sehr naheliegend und doch wieder überraschend. Ein Telefonat mit dem VSVI-Mitglied Uwe Hoyer, Bauingenieur und Künstler, brachte die Lösung. Im August 2012 berichtete ich ihm von unserem Wunsch nach einer Skulptur (keinen Pokal) und fragte ihn, ob er eine Idee hätte.

Uwe Hoyer stellte sich selbst der künstlerischen Herausforderung und entwarf zusammen mit einem befreundeten Kunstschmied eine repräsentative ausstellungswürdige Skulptur, die sowohl eine technische als auch künstlerische Komponente beinhaltete. Seine Gedanken und Entwürfe zu Linien, Kurven und Tangenten durch Landschaften und Städte, Straßen, Brücken und Tunnel in Form von Adern, die verbinden und versorgen, führten zu einem Skulpturenentwurf, der sowohl im Arbeitskreis als auch in der Präsidialversammlung Begeisterung hervorrief. Seitdem kann die BSVI sich und die Preisträger nun mit dieser wunderschönen Preisskulptur schmücken.

Die erste Preisverleihung

Die erste Preisauslobung im Jahr 2013 in Verbindung mit der 50-Jahrfeier der BSVI in Berlin war nun die Probe aufs Exempel. Täglich ließen sich die Arbeitskreismitglieder von der Geschäftsstelle die aktuelle Zahl der Einreichungen mitteilen. Erst am vorletzten Tag setzte Entspannung ein, denn schlussgültig gab es 63 Einreichungen.

Die Verleihung selbst verlief würdevoll, es wurden die drei Nominierten pro Kategorie mit ihrem Beitrag in je einem Video vorgestellt und anschließend die Gewinner der jeweiligen Kategorie mit der neu gestalteten Skulptur feierlich gewürdigt. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Finalrunde wurden ferner mit einer Urkunde ausgezeichnet. Im Anschluss gab es eine aktive und zielgerichtete Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit vorbereiteten Texten, da auch eine Berichterstattung in den Medien als ein Erfolgsfaktor des neuen Preises gesehen wurde. Alle Nominierten erhielten ferner die Möglichkeit, ihr Projekt auf den Seiten der BSVI und in „Straße und Autobahn“ des Kirschbaumverlags darzustellen.

Die Folgejahre

Nichts ist so gut, dass es aus den gewonnenen Erfahrungen nicht noch besser werden könnte; aber dies ist eine Binsenweisheit für alle Verkehrsplanerinnen und -planer. So wird seit der zweiten Preisverleihung die Präsidentin beziehungsweise der Präsident bei der Preisverleihung durch eine Moderation unterstützt. Zudem werden die Nominierten nun gleichfalls auf der Bühne geehrt. Die Einreichungsquoten über die Jahre blieben insgesamt erfreulich hoch. Dennoch wurden die Kategorien verfeinert. Denn Anzahl und Innovationskraft der Einreichungen in der Kategorie „Verkehr im Dialog“ schwächelten – in der Sache eigentlich ein gutes Zeichen – und wurde im Jahr 2021 durch die Kategorie „Neue Mobilität“ ersetzt.

Die Kategorie „Innovation“ bereits 2019 mit dem Zusatz Digitales ergänzt. Beides führte zu quantitativ und qualitativ zahlreichen neuen Einreichungen.

Fazit

Zehn Jahre Deutscher Ingenieurpreis, Verleihung alle zwei Jahre in drei Kategorien:
Das macht über 260 Einreichungen, 45 Nominierte und fünfzehn Preisträger. Kommunale Dienststellen, Landesverwaltungen, Fachbüros verschiedenster Provenienz, (Bau)firmen und Forschende reichten ihre Beiträge ein.

Die Wettbewerbsbeiträge zeigen ganz neue Felder unseres Tuns auf und denken alte Bereiche neu. Die Einreichenden sind so breit gestreut, wie es unser Fachspektrum erwarten lässt.

Ein genauerer Blick in die Einreichungen zeigt bei der Baukultur, dass Straßenraum- und Platzgestaltung sowie die damit verbundene Neuverteilung der Nutzungsansprüche im öffentlichen Raum, aber auch der Neubau oder die Revitalisierung von Bauwerken die prägenden Themen waren. Positiv wurden hier immer Einreichungen gesehen, die das Thema Baukultur in allen seinen Facetten würdigten.

Bei „Verkehr im Dialog“ wurden neue digitale Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung aufgezeigt, verschiedenste Formen der direkten Bürgerbeteiligung bis hin zum Reallabor vorgestellt, aber auch die Kommunikation großer Baumaßnahmen thematisiert. Die Kategorie Innovation bietet den sprichwörtlich bunten Strauß an Einreichungen. Die Einreicher zeigen für Straßenbau und Verkehrswesen die ganze Breite der Innovationsmöglichkeiten, wobei auch hier digitale Lösungen immer mehr dominieren. Und schon ist man bei der Kategorie „Neue Mobilität“.

Es wird interessant sein, zu beobachten, wie die Ideen der Ingenieurinnen und Ingenieure hier den Herausforderungen auch und gerade zum Thema Modal Split in Verbindung mit dem Klimaschutz der Gesellschaft künftig helfen können.

In diesem Sinne: Bleiben Sie offen für Neues. Zeigen Sie, was die Ingenieurinnen und Ingenieure alles leisten und beteiligen Sie sich mit Ihrem Projekt an diesem Ideenwettbewerb.

Der Deutsche Ingenieurpreis Straße und Verkehr kann allen helfen – sowohl zur Verbreitung Ihrer Idee wie anhand der Einreichungen zur Anregung bei Ihren laufenden Projekten.